29.10.2021, 21:25
ExtraTAT-Extrablatt
Die Wochenausgabe des TAT-Blatts SCAN DIN A4
Im heutigen Extrablatt haben wir mit sykeflo „Mr. Spartak Moskau“ beim Interview. Nach einem Rückblick auf seine zweite Amtszeit bei Spartak unterhalten wir uns über seine Gastbetreuertätigkeit bei IF Elfsborg:
S.D.: Sehr geehrter sykeflo, zunächst wollen wir uns kurz über Ihren Hauptverein unterhalten: Ihre erste Tätigkeit bei Spartak Moskau gilt als eine der dominantesten Zeiten der BMO-Geschichte: In 18 Saisonen feierten Sie sensationelle 13 Meisterschaften, ihr schlechtestes Ergebnis war ein einmaliger Platz 3. Zu Beginn ihres zweiten Amtsantritts war der Verein dann nur noch ein Schatten seiner selbst. Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihrer zweiten Amtsperiode in Moskau, und was erwarten Sie sich noch von dieser Saison?
S.: Erst einmal vielen Dank für das Interview. Gerne stehe ich Ihnen für Fragen zur Verfügung. Auch wenn es zeitlich seit Wochen sehr schlecht aussieht, nehme ich mir gerne ein paar Minuten. Irgendwie bereue ich im Nachhinein, Spartak zum damaligen Zeitpunkt verlassen zu haben. Jedes Mal, wenn ich ein Team verlassen hatte, ging es danach steil bergab. Sei es Bilbao, Auxerre, Spartak Moskau oder auch Brühl St. Gallen. Alle Teams waren Meisterschaftsanwärter und wenn man sich diese Vereine jetzt anschaut, ist vom früheren Glanz nichts mehr zu sehen. Spartak Moskau war eine ganz besondere Station damals. Lange Zeit war ich Landesleiter von Osteuropa, so dass immer eine enge Verbindung zu dem Landesverband bestand. Aktuell ist Spartak Moskau aber noch Welten entfernt von früheren Zeiten und ich befürchte auch, dass ich den Verein auch nicht wieder zu den Erfolgen von damals hinführen kann. Nach mehreren Umbrüchen und oftmaligen Umschmeißen der Transferstrategien fehlt weiterhin ein ganz klares Konzept, welches ich verfolgen möchte. Der Verein besteht aktuell aus eine Mischung von starken jungen Spielern, ergänzt um diverse Altstars. Ein richtiger Plan ist aber aktuell nicht zu erkennen und ich weiß auch ganz ehrlich nicht, welche Strategie ich für die Zukunft verfolgen werden. Mit der Entwicklung des Teams bin ich absolut nicht zufrieden, eigentlich wollte ich den Verein schon jetzt zu einen ernsthaften Europacup Anwärter geformt haben. Davon ist man aber ein ganzes Stück weit entfernt und vom Potential her könnte das Team auch deutlich weiter sein. Auch das Abschneiden in dieser Saison ist bisher weit hinter dem möglichen. Auch wenn man mit 46 Gegentoren regelrecht abgeschossen wird. Ich habe diese Saison meine Ansprüche komplett zurückgesteckt und hoffe auf einen frühzeitigen Klassenerhalt. Normal sollte das Team um Platz 6-8 mitspielen, aber das wäre utopisch diesen Saison. Ein einstelliger Tabellenplatz wäre schon als großer Erfolg zu sehen. Normal würde ich ja jetzt eine Kampfaussage treffen, dass sich alle anderen warm anziehen sollen, Spartak wird sehr bald zurückschlagen, aber da fehlt mir aktuell der Glaube daran. Es gibt einfach viel zu viel private Baustellen, die seit über 3,5 Monaten vorhanden sind und man muss immer wieder mit neuen Rückschlägen kämpfen. Der BMO hat aktuell einen so kleinen Stellenwert für mich, mehr als das allernötigste ist einfach nicht drin.
S.D.: In Ihrer Karriere waren Sie bereits an vielen unterschiedlichen Orten tätig: Mehrmaligen Aufenthalten in Deutschland und Spanien folgten Engagements in Frankreich, der Türkei und der Schweiz. Was hatte nun den Ausschlag für ihr erstes Engagement in Skandinavien gegeben, und welchen besonderen Anreiz hatte die Stadt Borås, Heimatort von IF Elfsborg?
S.: Mhhh da wurde aber sehr schlecht recherchiert :P Es ist nicht das erste Engagement in Skandinavien. Ich war vorher bereits als Gastmanager bei JJK Jyväskylä. Viele Spieler (insbesondere bei den Amateuren) wurden damals durch mich verpflichtet. Ich bin generell jemand, der gerne auch mal in Ländern ein Verein übernimmt, wo ich noch nicht war. Skandinavien soll an sich ja ganz schön sein und auch die Einwohner sollen sehr freundlich sein. Skandinavien wäre so ein Reisewunsch von mir, den ich mir irgendwann erfüllen möchte. Warum generell Skandinavien? Neben der Landschaft sind natürlich der Landeschef Ado und einige Manager ein Grund für meinen Aufenthalt. Gerade Manager wie Ralle, Atev, Running Lion, mero, Cody, Mastermind und Kolomaznik sind auch Grund genug, einen Verein bei euch zu betreuen. Warum ausgerechnet IF Elfsborg und die Stadt Boras? Schweden ist ein schönes Land und Boras bietet sehr viele Sehenswürdigkeiten. Eine Stadt die insbesondere durch Kultur und Sehenswürdigkeiten punktet. Aber auch eine Stadt mit viel Grün mit vielen Parks. Eine Stadt in der man sehr gut entspannen kann und in Schweden gibt es auch sehr viele hübsche Frauen :P.
S.D.: Wirft man einen Blick in Ihre Jugendabteilung, so fällt hier auf, dass sich Elfsborg ganz besonders der Nachwuchsförderung von Färingern verschrieben hat: Alle Spieler des Jugendkaders gehören dieser Nation an. In den Medien wird oft kolportiert, dass es nach dem Ausscheiden von Víkingur Gøta aus den Top-Ligen des SKA Verbands eine Kooperation zwischen diesen beiden Klubs begann. Können Sie diese bestätigen oder dementieren? Gibt es eine andere Erklärung für die Scoutingstrategie von Elfsborg?
S.: Generell bin ich immer ein Freund von Inländern und von kleineren Nationen. Die Faröer Inseln sind einer der Fussballzwerge in der Welt und das Land hat es verdient, dass es besonders gefördert wird. Eine Kooperation mit Víkingur Gøta? Wer weiß das schon so genau … aber man sollte die Augen immer offen halten. Eine Kooperation ist sicherlich immer eine Überlegung wert. Unser Jugendscout hat lange Zeit auf den Faröer Inseln gelebt und kennt dort die besten Orte, um Jugendspieler schon in jungen Jahren zu entdecken. Das Jugendscouting trägt so langsam die ersten Früchte. Der ein oder andere Spieler wird sicherlich bald bei den Profis auch ganz groß heraus kommen.
S.D.: Welcher Ihrer Jugendspieler hat Sie in der laufenden Saison bisher am meisten beeindruckt?
S.: Da gibt es aktuell 2 Spieler die besonders herausragen. Zum einen natürlich Adrian Nordbú, der 18 jährige Mittelfeldspieler der in 16 Spielen bereits an 9 Toren beteiligt war und natürlich auch unser Stürmer Laurus Matras, der in 20 Spielen 9 mal das gegnerische Tor traf. Aber allgemein natürlich auch das gesamte Team, auch wenn man sich eigentlich als Ziel gesetzt hat, um den Aufstieg mitzuspielen. Die Chance besteht zwar noch, aber seien wir realistisch, es gibt aktuell eine Reihe von aussichtsreicheren Teams, die um den Aufstieg mitspielen.
S.D.: Der TAT war für die IF Elfsborg ein durchwegs erfolgreiches: Sie konnten 10 Punkte holen, lediglich am letzten Spieltag wirkte Ihre Mannschaft nicht mehr ganz so frisch und fahrlässig in der Chancenverwertung. Hat man sich nach der 1:0 Führung in Minute 2 zu sicher gefühlt? Wie sehr ärgert Sie die Punkteteilung in Odense?
S.: 10 Punkte in 4 Spielen, was will man da groß mehr erwarten? Ich bin da sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Das Unentschieden war sehr unglücklich. Man war die klar bessere Mannschaft, aber es fehlte das Glück und der Schiedsrichter war auch nicht gerade auf unserer Seite. Das Spiel hätte man normalerweise 2-0 gewinnen müssen, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt.
S.D.: Im Tippspiel sehen alle 5 skandinavischen Teilnehmer IF Elfsborg als klaren Aufsteiger. Auch die Tabelle spricht mit Platz 2 für einen Aufstieg. Teilen Sie diese Einschätzung? Welche Rolle kann Elfsborg im Falle eines Aufstieges in Liga 1 spielen?
S.: Ganz klares JA. Wir wollen aufsteigen und ich bin ich mir sicher, dass wir diese Saison auch endlich den Aufstieg schaffen werden. So langsam wird es dann aber auch mal Zeit. Was in Liga 1 möglich wäre? Ein Platz im Mittelfeld wäre auf jeden Fall möglich. Platz 9-12 sollte machbar sein in der nächsten Saison, hängt aber natürlich auch alles ein wenig von den Transfers ab und wie man in die neue Saison kommt.
S.D.: Welche Teams sehen Sie als weitere Aufstiegskandidaten an?
S.: AIK Solna sollte auf jeden Fall durch sein, mein Gefühl sagt mir, dass es zwischen Aarhus und Stavanger am Ende ganz eng wird.
S.D.: Wollen Sie den Fans der Eleganterna an dieser Stelle etwas mitteilen?
S.: Vielen Dank für das nette Interview und vielen Dank für diese tolle Idee. Bitte bleib weiterhin am Ball. Beteiligt euch fleißig an den Interviews und nehmt auch generell in Acht vor mir, unser Verein befindet sich auf der Überholspur.
S.D.: Vielen Dank für das Interview, wir wünschen Ihnen noch eine erfolgreiche restliche Saison!
Das Interview führte Arvid Karlsson
Die Redaktion möchte sich an dieser Stelle vielmals für das Übersehen der bisherigen Tätigkeit von sykeflo bei JJK Jyväskylä entschuldigen. Die Gastbetreuungstätigkeiten, die nur im Forum geführt wurden, sind für unseren Datenexperten Henrik Knutsen teilweise nur schwer nachzuvollziehen. Herr Knutsen wird sich bemühen, diese zukünfig bei weiteren Berichten bestmöglich zu recherchieren. Eine Gehaltserhöhung seitens Knutsens ist damit aber wohl fürs erste vom Tisch.