Gedanken zum BMO

[Corbeau]

Ich habe lange überlegt, ob ich meine Gedanken auch äussern soll oder nicht. Nun ja.
Ich bin nicht gerade der Typ, der bei allem sagt "früher war alles besser" - und in der vollen Bedeutung stimmt dies auch für den BMO nicht.
Aber: einige Aspekte des Spieles waren früher besser - zumindest aus meiner persönlichen Sicht.

Vom Gefühl her gab es vor den vielen Reformen und/oder Einschnitten mehrere Taktiken, um im Spiel "erfolgreich" (was "Erfolg" ist, kann aus meiner Sicht nicht allgemein definiert werden - das ist von den persönlichen Erwartungen des Managers abhängig) zu sein.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen:
* Man konnte auf riesige Kader setzen (mit Transfergeschick finanzierbar, durch langfristige Entwicklung auch ein starkes Team formbar) oder eher mit knapp bemessenem Personal arbeiten
- die Option "riesige Kader" ist, wenn man nicht aus der Vergangenheit einen großen Kapitalpolster hat, nicht mehr wirklich machbar, da der finanzielle Ruin vorprogrammiert ist
* Man konnte nur mit alten (und damit günstigen) Spielern arbeiten oder voll auf die Jugend setzen oder eine Mischvariante wählen
- nur mit alten Spielern kann man nur noch arbeiten, wenn man ohnehin nicht vor hat, lange beim Verein zu bleiben - andernfalls knallt die Stärke innerhalb von wenigen Saisonen auf die Hälfte runter
- voll auf die Jugend setzen ist ohne finanziellen Polster nicht mehr möglich
* Man konnte als Transfermonster (in dem Sinn: man stellt sich den schlagkräftigen Kader durch Transferaktivität zusammen) oder als Talenteschmiede (Entwicklung der Spieler aus der eigenen Jugend) auftreten
- Talenteschmiede geht praktisch nicht mehr - dazu kommt viel zu wenig aus der Jugend raus und die Entwicklung ist zu schwach
- Transfermonster geht auch nur noch im begrenzten Bereich, da auf dem Transfermarkt zuwenig los ist

Zusätzlich war es früher möglich, das Spiel mit relativ wenig Zeitaufwand zu spielen und trotzdem Erfolg zu haben. Spieler kaufen und verkaufen konnte man (unter anderem aufgrund der Versteigerungen) zu den Zeitpunkten, zu denen man Zeit für das Spiel hatte.
Jetzt habe ich das Gefühl, daß man fast rund um die Uhr online sein muß, um Spieler kaufen oder verkaufen zu können. Wenn man bei einem angenommenen Angebot die Unterschrift nicht innerhalb von einer halben Stunde setzt, ist der Spieler anderweitig verkauft.
Ebenso, wenn man einen Spieler verkaufen möchte - kommt ein Angebot rein, während man nicht online ist, bleibt der Spieler sehr oft auch im Kader - weil das Angebot eine Stunde danach bereits wieder obsolet ist.

Viele Möglichkeiten, die man als Manager hatte, wurden entfernt oder erheblich eingeschränkt - sehr oft mit dem Hinweis auf die Realitätsnähe (das ist ja nicht realistisch) oder auf das Gesamtgefüge (das Gesamtgefüge muß passen).
Beides mögen valide Argumente sein - aber dem Manager im Einzelnen - oder zumindest mir - ist der Spielspaß wichtiger als Realitätsnähe oder Gesamtgefüge. Und Spielspaß definiert sich ebenso wie Erfolg für jeden etwas anders.
Je mehr man ein Gesamtgefüge (oder auch die Realitätsnähe) nach den Vorstellungen eines erlesenen Kreises (@Admins das ist jetzt nicht als Beleidigung oder Anprangerung gemeint - einen kleinen Kreis von Personen, die richtungsweisende Entscheidungen treffen, sehe ich als erlesenen Kreis an) definiert, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß die Riege an Spielern, mit denen sich diese Vorstellungen decken, kleiner wird.
Und damit genau bei jenen Spielern, die andere Vorstellungen haben, der Spielspaß sinkt. Und damit steigt auch die Kritik bzw. der Ärger über einzelne Punkte (Verletzungen, Trainings...)


Klar, es gab auch vor den Reformen und Einschnitten eine Vielzahl an Punkten, die nicht gut liefen. Aber zumindest schien der BMO in alle Richtungen (naja, fast alle - die aus meiner Sicht absolut realitätsfremde Interpretation der heiligen Kuh Talent mal ausgenommen) offen zu sein.
Stand heute sehe ich einen "Mainstream", dem man folgen muß - oder, wenn man das nicht kann/möchte, sich verabschieden muß. Ein Zwischendrin gibt es kaum mehr.

Und genau dort ist der BMO trotz aller Mühen angekommen.

Nebenbei, ich höre schon die Frage "warum bist Du dann noch hier" - aus zwei Gründen: einerseits Gewohnheit und andererseits, weil ich die Aussage getroffen habe, daß mein Vertrag bei Zürich so lange gilt, solange Zürich in der höchsten Spielklasse vertreten ist.
Da ich in den vergangenen Saisonen doch noch knapp den Klassenerhalt geschafft habe, bin ich noch da. Ob es in dieser Saison auch nochmals reicht, steht in den Sternen.

Bezüglich Entwickler und Vertrauen:
Es ist immer schwierig, neue Mitglieder in ein Team aufzunehmen - weil zwar einerseits die Hoffnung da ist, damit mehr schaffen zu können - aber andererseits auch die Gefahr besteht, daß der/die Neue (unabsichtlich oder auch absichtlich) mehr kaputt macht als weiter bringt.
Trotzdem wird es, wenn man ein Spiel weiter entwickeln möchte, nicht ohne neue Mitstreiter gehen.
Ich hatte mich vor mehr als 10 Jahren auch als "Helfer" angemeldet (ich bin seit 20 Jahren in der Softwareentwicklung tätig...) - mehr als ein wenig die Hilfetexte (offline) zu überarbeiten, wurde mir damals leider nicht anvertraut - ob das aus Mangel an Vertrauen in meine Person lag oder daran, daß manche ihr "Baby" nicht von anderen versorgen lassen wollten, kann ich nicht beurteilen.
Für mich persönlich ist das nun aber auch nicht mehr wichtig - denn jetzt hätte ich ohnehin keine Freizeit mehr übrig, um mich einzubringen.

Alles in allem sind für mich nur noch "Gewohnheitsklicks" (Banden, Tippen, Training....) und ein paar geschriebene Zeilen (meist nur Pressearbeit) übrig geblieben - und die Tatsache, daß mein Spaß am Spiel sich asymptotisch der Nulllinie nähert.

Volle Zustimmung in allen Punkten.